„Eine richtige Routine mit Beruf und 2 Kindern hab ich nicht“ – Expat Interview mit Manuela (Teil 2)

30. Januar 2015

Manuela habt Ihr heute ja bereits hier kennengelernt. Kurz vor ihrer Abreise haben wir nochmal zusammen gesessen, denn ich wollte gerne wissen, ob sich seit unserem letzten Gespräch etwas verändert hat: Freut sich Manuela auf die Rückkehr? Worüber macht sie sich jetzt grad Gedanken? Wie sieht es mit dem Wiedereinstieg in den alten Job aus?

expat interview mit Manuela Manuela, in 4 Wochen geht es für Euch zurück nach Deutschland. Womit beschäftigst Du Dich gerade?
Momentan versuche ich, alle Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, auch zu tun. Aber das Problem ist, dass es nicht so schnell vorangeht, weil ich versuche, das normale Leben immer noch zu genießen. Ich habe so viel im Kopf, was ich tun könnte oder tun müsste, aber ich hab so wenig Antrieb und Energie, das anzugreifen. Ich habe erst eine Kiste gepackt!

Wissen Deine Töchter, dass es bald zurück in die Heimat geht?
Paula weiß alles: den Tag, das Datum und dass es nicht mehr lange dauert. Zur Oma hat sie letztens gesagt, dass sie sich nicht auf Deutschland freut. Aber zur anderen Oma hat sie am gleichen Tag gesagt: „Wir kommen ja jetzt wieder nach Deutschland, aber meine Freunde kommen nicht gleich mit, sondern erst später. Und dann kann ich sie auch wieder einladen.“ Da war sie dann schon wieder ein bisschen getröstet. Die Freunde hier sind ja momentan ihre einzigen Freunde. Sie hat in Deutschland zwar auch welche, aber das muss man sich erst wieder erarbeiten. Hoffentlich findet sie auch welche…

In dem Moment dachte ich: Was mache ich hier eigentlich? Das ist gar nicht meine Welt!

Freust Du Dich denn auf Deutschland?
Ich habe mich mehr und mehr an den Gedanken gewöhnt und zwischenzeitlich freue ich mich auch drauf. Neulich haben wir draußen gesessen, haben uns umgeschaut und festgestellt, dass kein Mensch draußen ist. In dem Moment dachte ich: Was mache ich hier eigentlich? Das ist gar nicht meine Welt! Das war ganz komisch und so ein Gefühl habe ich immer wieder. Dabei habe ich ja immer gewusst, dass das hier nicht mein Zuhause ist. Aber als wir letztes Mal gesprochen haben, habe ich das gar nicht so gesehen. Da war ich einfach nur desperate hierzubleiben.

Also tut sich in einem halben Jahr tatsächlich richtig was… Habt Ihr es denn geschafft, alle Punkte von Eurer To-Do-Liste abzuarbeiten?
Eigentlich wollten wir noch zu einem Football-Spiel, aber wenn das nicht mehr klappt, finde ich es zwar sehr schade, aber nicht tragisch. Ansonsten haben wir fast alles gemacht. Jetzt hoffe ich, dass die letzten Wochen so ruhig wie möglich vergehen. Ich bin so was von gesättigt! Mein Kopf ist voll: Sortieren, Kisten packen, Alltag leben, Zeit nutzen. Wie wird’s daheim werden? Schaffe ich den „Absprung“, der unvermeidbar ist?

Du hast bei unserem ersten Gespräch erwähnt, dass Du Respekt vor dem Umzug hast und dass es Dir wichtig ist, dass es den Kindern gut geht. Machst Du Dir da immer noch Gedanken drüber?
Ja, schon. Paula hat zum Beispiel ein Bildertagebuch von unserem letzten Urlaub gemacht. Das hat sie ihrer Lehrerin geschenkt und sie damit zum Weinen gebracht. Und bei so etwas kriege ich die absolute Krise. Die Zwei verstehen sich blind, die Lehrerin weiß genau, wie Paula tickt. Das ist so schön und ich hoffe, dass Paula wieder auf so jemanden trifft.

Gehen die Mädels in Deutschland gleich wieder in den Kindergarten?
Ja, gleich nach dem Wochenende, wenn der Jetlag überwunden ist. Es sind dann ja bald wieder Weihnachtsferien und ich möchte, dass sich beide Kinder schon vor Weihnachten eingewöhnen bzw. sich zumindest mit der neuen Umgebung auseinandergesetzt haben. Die Vorweihnachtszeit wird bestimmt total schön und eine ganz neue Erfahrung.

Konntest Du Dir einen Kindergarten aussuchen?
Ja, es gab so drei bis vier Einrichtungen, die in Frage kommen. Aber ich hatte schon immer diesen einen ins Auge gefasst. Der ist nicht weit weg und hat ein offenes System. Die Kinder müssen nicht nur in ihrer Gruppe bleiben, sondern können sagen, dass sie jetzt ins Bälle-Bad möchten oder in eine andere Gruppe. Das finde ich vor allem für Paula gut, weil sie jetzt in einer Montessori-Einrichtung ist, wo auch alles sehr offen gestaltet ist. Außerdem bietet der Kindergarten eine Mittagsbetreuung an, die ich ab Februar in Anspruch nehmen würde, falls ich wieder anfange zu arbeiten. Momentan sind beide erst einmal nur bis 12.15 Uhr angemeldet.

Ist es noch nicht sicher, ob du ab Februar wieder arbeitest?
Nein, noch nicht. Ich habe zwar einen Antrag gestellt, aber das Problem ist, dass ja der Bedarf da sein muss. Ich habe vier Realschulen im Umkreis angegeben und auch nur 8-10 Stunden beantragt, weil ich glaube, dass ich so eher rein komme. Außerdem weiß ich ja nicht, wie alles läuft. Vielleicht brauche ich die Zeit auch, denn eine richtige Routine mit Beruf und zwei Kindern habe ich nicht.

Und wenn es im Februar nicht klappt?
Dann fange ich zum nächsten vollen Schuljahr wieder an. Da komme ich sicher irgendwo unter.

Und meine letzte Frage: Würdest Du wieder ins Ausland gehen?
Auf jeden Fall, aber nicht sofort. Letztes Mal habe ich noch gedacht, ich würde sofort und immer wieder ins Ausland gehen. So bin ich momentan nicht. Ich möchte jetzt erst einmal zurückkommen und diesen Auslandsaufenthalt abschließen. Erst dann kann ich was Neues beginnen.

Weitere Expat Interviews findet Ihr hier.

Ich bin Tina. Promovierte Linguistin, Englisch-Expertin, Professional Coach und Ex-Expat-Partner. Meinen riesengroßen Wissensdurst stille ich mit Podcasts, Büchern, Seminaren und Networking-Events. Hier teile ich mein Wissen, um Dir Inspiration und Impulse für Deine persönliche Weiterentwicklung zu geben.

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